Gletscherkurs auf dem Grüblferner

Für ein Wochenende ging es über Pfaffenhofen ins Stubaital, um auf dem Grüblferner das Verhalten auf einem Gletscher zu üben. Nachdem wir letztes Jahr wegen fehlender Kenntnisse nicht zum Großvenediger klettern konnten, haben wir uns entschieden an einem Gletscherkurs teilzunehmen.
Hauptbestandteile des Kurses waren dabei das Ansichern und Bergen aus Gletscherspalten.

Am Freitag ging es um 7 Uhr in Pfaffenhofen per Auto los Richtung Stubaital. Nach einer dreistündigen Fahrt über Innsbruck haben wir uns am Parkplatz zur Nürnberger Hütte getroffen und die fehlende Ausrüstung aufgenommen (ua Steigeisen und Eispickel). Insgesamt waren wir 11 Leute. Eine bunte Truppe aus dem DAV Pfaffenhofen plus ein paar Externe.

Nach einem gemütlichen Zustieg von rund 900m zur Nürnberger Hütte (2278m) haben wir unsere Rucksäcke (Gewicht bei ca. 15kg) auf dem Zimmer umgepackt und alles unnötige auf der Hütte gelassen. Durch das zusätzliche Gewicht von Wasser sind sie allerdings eher schwerer geworden als leichter. Zunächst haben wir über die Theorie gesprochen und anschließend praktische Bergung simuliert. Dabei haben wir auch erste Erfahrung mit den Steigeisen auf Gras gesammelt und Bergungstechniken auf der Wiese geübt.

Im Prinzip funktioniert das bei einer zweier Seil-Mannschaft wie folgt:
Wer in die Gletscherspalte fällt sicher sich selbst heraus, der zweite sichert von oben und/oder holt Hilfe. Etwas genauer beschreibe ich den Vorgang der Selbstrettung weiter unten beim Sonntag.
Bei einer dreier oder mehr Seil-Mannschaft bremst die Person hinter dem Abgestürzten den Sturz. Es findet eine Lastübergabe an die Personen nach hinten statt (die hinteren ziehen das Kletterseil auf Zug). Anschließend errichtet die Person hinter dem Abgestürzten mittels Eisschraube einen Stand/Fixpunkt und die Lastverteilung erfolgt wieder auf diesen Fixpunkt. Seine Aufgabe ist nun die Sicherung des Stands. Die Personen hinter dem Fixpunkt sichern sich selbst mittels 2m-Prusik (3fach ums Kletterseil) nach vorne und retten die Person über einen Flaschenzug. Wir haben dabei das Micro Traxion von Petzl verwendet.

Nach dem Abendessen auf der Hütte ging es früh ins Bett, da wir von einem anstrengenden Samstag ausgingen. Im Jahre 1886 wäre der nächste Tag deutlich entspannter gewesen, da zu dieser Zeit der Gletscher noch bis an die Nürnberger Hütte heranreichte. Jetzt muss man fünf Stunden bergsteigen, bevor man den Gletscher erreicht.

Am Samstag haben wir uns um 6:30 Uhr zum Frühstück verabredet. Leider war das Frühstück noch nicht fertig und die Abreise von der Hütte hat sich bis 8 Uhr verzögert. Insgesamt hatten wir knapp 1.300 Höhenmeter im Auf/Abstieg vor uns. Zunächst ging es süd-westlich, wo der Weg anschließend nach links abzweigte. Nach einer kurzen Kletterpartie haben wir den Langentalbach überquert und uns auf dem Rücken der Moräne weiter Richtung Hauptgletscher bewegt. Das optionale Ziel des östlichen Feuersteins (3267m) ist gut ausgeschildert (schwarzer Wanderweg). Insgesamt wird die Wanderung mit fünf Stunden ab der Nürnberger Hütte angegeben. Nach einer kurzen Pause und dem Anlegen der Ausrüstung haben wir die Techniken vom Freitag noch einmal praktisch auf dem Gletscher geübt. Anschließend ging es den Gletscher hinauf zum Grat des Feuersteins. Leider war die Zeit sehr knappt und nicht alle haben es auf en Gipfel geschafft. Der Ausblick vom Grat war aber ebenfalls sehr imposant! Gegen 14:30 Uhr haben wir uns langsam auf den Abstieg vorbereitet. Die Geröllfelder im oberen Teil haben uns nur langsam vorwärts kommen lassen. Wir sind den selben Weg wie beim Zustieg zur Hütte gelaufen. Bei der Ankunft haben die meisten Füße erstmal ein Eisbad gesehen 🙂 Nach dem Abendessen ging es wieder direkt ins Bett.

Am Sonntag haben wir an der Sportkletterwand in der Nähe der Nürnberger Hütte noch Techniken zur Selbstrettung aus einer Gletscherspalte geübt. Dazu haben wir zunächst drei Kletterseile in die Wand gehängt und uns jeweils mit Technik nach oben gesichert oder mittels zweier Prusiks. Im groben nimmt man eine Prusik zum hochsichern des Fußes, die zweite für die Arme. In die erste (untere) Prusik hängt man eine 1,4m Bandschlinge und macht eine kleine Schlaufe am unteren Ende für einen Fuß. In die obere Prusik hängt man eine 90cm Bandschlinge und hängt diese in den Fixpunkt am Gurt. Natürlich kann man anstelle der Prusiks auch moderne Technik nehmen. Dabei ersetzt das Petz Micro Traxion die untere Prusik und das Petzl Basic die obere.
Kommt man an den Rand der Gletscherspalte baut man die Ausrüstung so um, dass man das Micro Traxion als Flaschenhalt nutzen kann, da man irgendwann mittels dieser Selbstrettungstechnik nicht weiter kommt und unterhalb des Randes der Gletscherspalte hängt (das Kletterseil wird sich in den Rand eingeschnitten haben). Dazu hängt man es in das Petzl Basic ein. Die ganze Zeit über lässt man sich eingebunden in das Kletterseil!
Für mich war es recht cool, da ich neben weiterer Knoten auch noch Techniken für das Aufwickeln von Seilen erlernt habe. Nach einen dreistündigen Training haben wir noch Mittag auf der Hütte gegessen, bevor wir uns auf dem Heimweg zum Parkplatz machen.

Die grobe Route mittels Outdooractive geplant (im oberen Teil Gletscher anstelle Wanderweg):